Workshop und Konzert mit VIVA VOCE
In einem intensiven Workshop arbeitete der Jugendchor Butterfly am Sonntag, dem 27. Januar 2013, in der Mömlinger Grundschule gemeinsam mit Viva Voce verstärkt an seiner Stimmbildung und Bühnenpräsenz. Zudem erhielten die Jugendlichen erste Erfahrungen in Mouth Percussion. So vergingen die drei Stunden, in denen gearbeitet, gesprochen, geprobt und viel gelacht wurde, wie im Flug. Am Abend durfte der Jugendchor das Gelernte beim Konzert im Bürgerzentrum Elsenfeld mit Erfolg in die Tat umsetzten. Der Applaus des Publikums bestätigte, dass sich die Arbeit gelohnt hatte. Die Freude am Singen stand in allen Gesichtern der Sängerinnen und Sänger. Anschließend übernahm Viva Voce mit ihrem Programm „Commando a cappella“.
von Tina Wagner
„Wir wollen neue Impulse geben und die Bühnenpräsenz steigern“
„Viva Voce“ stimmt „Butterfly“ auf das Konzert im Bürgerzentrum mit ein
In der Pause des großen Konzerts im Bürgerzentrum schwärmten diese drei Mitglieder von „Butterfly“ noch immer vom Workshop mit „Viva Voce“ am Nachmittag: Sabrina Schwinn (22, Erlenbach), Tina Wagner (22, Mömlingen) und Isabelle Maschik (21,Mömlingen).
Mömlingen. „Wir haben gelernt, wie man die Bewegungen auf der Bühne koordiniert, wie bei Profis der Soundcheck aussieht, wie man sich aufwärmt, wie man lernt, sich zu konzentrieren und dabei locker zu werden.“ „Für unsere Stimmbildung haben wir viele Tipps bekommen. Wir wissen jetzt, wie wichtig es ist, auch ganz aufmerksam auf andere Stimmen zu hören und den eigenen Körper sensibel wahrzunehmen.“ „Es war anstrengend, aber es hat sich voll gelohnt!“ Sabrina, Tina und Isabelle - drei der rund zwei Dutzend Mitglieder des Mömlinger Jugendchors „Butterfly“ - erzählten noch in der Pause des großen Konzerts im Elsenfelder Bürgerzentrum ganz begeistert vom Workshop, in dem am frühen Nachmittag „Viva Voce“ mit dem Jugendchor drei Stunden lang gearbeitet, gesprochen, geprobt und viel gelacht hatte.
Heiko Benjes, der Basssänger in der A-Cappella-Formation, machte im Gespräch klar, wie gerne Viva-Voce fünf bis sechs Mal pro Jahr solche Workshops mit Chören durchführt. „Der Chor soll lernen, mit mehr Bühnenpräsenz aufzutreten. Wir wollen neue Impulse setzen, das Gefühl für Rhythmus und den eigenen Körper wecken und stärken und auch zeigen, dass beim Auftritt das Bewusstsein für den eigenen Körper und für eine gemeinsame Performance des Chors ganz wichtig sind.“ Der Chor müsse wie „ein Mann“ auftreten, eine Einheit bilden. Für Heiko Benjes aber ist ganz entscheidend, dass das nicht nur in einem Vortrag behauptet, sondern im Lauf des Workshops vorgeführt und vorgelebt wird: „Das sind keine Dogmen, das sind gute Ratschläge, von deren Sinn die Teilnehmer selbst überzeugt sein müssen.“
Zwei Dutzend junge Frauen und Männer waren mit Konzentration und guter Laune dabei, als Jörg Schwartzmanns, das personifizierte „Stimmen-Schlagzeug“ von Viva Voce, im Workshop vorführte, wie verblüffend authentisch der Mund Percussioninstrumente ersetzen kann.
24 bis 37 Jahre alt sind die fünf Männer, die längst das Image der Boygroup abgelegt haben – keine einfache Aufgabe im Musikbetrieb, wie auch Benjes immer wieder betont: „Wir wollten einfach nicht auf ein Klischee, auch nicht auf bestimmte Lieder festgelegt werden.“ Mit ihrer neuen, der achten CD, ist das der Gruppe offensichtlich gelungen. Und dann zeigte sich ganz konkret, worum es in den Workshops in der Mömlinger Grundschule ging. Jörg Schwarzmanns, so etwas wie das personifizierte Schlagzeug der Band, der allein durch seine Stimme eine Vielzahl von Percussioninstrumenten souverän ersetzen kann, führte den zwei Dutzend Jugendlichen vor, wie ein „Mundschlagzeug“ klingen kann. Beim Satz „Versucht, das, was ihr nach außen produziert, nach innen nachzumachen“, schauten die Teilnehmer noch ein bisschen ratlos, als Jörg aber selbst vormachte, was er meinte, wie man sich auf die Lippenspannung, auf den Kehlkopf, auf das Atmen konzentrieren muss, fassten die ersten Mut und allmählich erklang auch aus den Reihen der Jugendlichen etwas, was zumindest entfernt an ein Schlagzeug erinnerte. Und das Schöne: Lachen war nicht verboten – im Gegenteil. Auch Jörg weiß natürlich, dass solche Übungen das Gesicht in seltsame Formen verzerren können. Sein Trost: „Sieht doof aus, aber mit Mikro sieht’s keiner!“ Am Ende wussten alle ganz genau: Konzentration und Lockerheit schließen sich nicht aus – im Gegenteil!
Viva Voce zelebrierte Sternstunden des A-Cappella-Gesangs
Eine mitreißende Werbung für das gemeinsame Singen im Bürgerzentrum
Viva Voce überzeugte in Elsenfeld mit stimmlicher Brillanz und mit Bühnenpräsenz
Elsenfeld. Eine gute Nase hatten am Sonntag viele: Zunächst die Verantwortlichen der Sängervereinigung Mömlingen, als sie mit viel Mut und mit noch mehr Idealismus für ihren Jugendchor Butterfly die renommierte A-Cappella-Band Viva Voce für einen Workshop und für ein Abendkonzert engagierte. Und dann die rund 450 Zuschauer, die am Sonntagabend das Elsenfelder Bürgerzentrum füllten. Sie alle erlebten tatsächlich zwei Sternstunden des A-Cappella-Gesangs und die beste Werbung für gemeinsames Singen, die man sich vorstellen kann.
Zunächst bewiesen die rund zwei Dutzend Jugendlichen von Butterfly, was sie vom Workshop mit Viva Voce in den wenigen Stunden bereits profitiert hatten. Unter der sympathischen und beseelten Leitung durch Miriam Otter, deren Freude am Singen von der ersten Sekunde an zu spüren war und sich sofort auf den Chor übertrug, interpretierte der Jugendchor vier Lieder mit verblüffender Harmonie und viel Bühnenpräsenz – wirkungsvoll unterstützt von einer kleinen Band. Miriam Otter witzig und selbstironisch: „Damit haben wir Viva Voce etwas voraus.“ Denn diese Gruppe macht tatsächlich alles „nur mit dem Mund“ – und ersetzt mit ihren Stimmen auch locker ein mittleres Orchester. Butterfly erhielt jedenfalls für seine intensive Version des Toto-Hits „Africa“, für die sensible Ballade „Tears in Heaven“ und auch für das „Feelin’ Groovy“ großen Beifall der Zuhörer – für den exakten und harmonischen Gesang, aber auch für die gelungenen Choreografien.
Butterfly beim abendlichen Auftritt
Und dann traten die auf, auf die alle gewartet hatten: die fünf Stimmwunder aus Franken von Viva Voce, einer der besten und erfolgreichsten A-Cappella-Formationen Deutschlands. Ihre achte CD mag traditionsgebundene Fans harmlos lockerer A-Cappella-Sätze ein bisschen verstört haben, für die Gruppe selbst war sie ganz sicher ein ganz wichtiger Schritt nach vorne. Locker, aber doch problembewusst werden hier gesellschaftliche Entwicklungen aufgenommen – der unsägliche Smalltalkschwachsinn genau so wie die Facebook-Manie, die Heroisierung politischer Sternschnuppen oder die harte Liebesprobe im Ehealltag -, aber nie mit erhobenem Zeigefinger oder mit Missionierungsethos, sondern immer witzig und oft auch selbstironisch. Damit durchbrechen die Fünf auch die manchmal aufkeimenden Pathosanklänge und allzu heftiges Schwelgen in Atmosphäre. Mitten im grünen, tropischen Urwaldklima heißt es da plötzlich ganz erfrischend nüchtern: „Und gleich nach dem Baumhaus geh ich links – ich hoff’, ich find’s.“ In „Zeitgeister“ beschwört Viva Voce Mephisto und zeigt eine Performance, bei der Marionetten auf der Bühne zu stehen scheinen, in „Morgen“ bieten sie ein zum Brüllen komisches Porträt der „Frühradaufrau“, während im „Leuchtturm“ stimmungsvoll und harmonisch vor Augen und Ohren geführt wird, wie es ist, „wenn’s mir wieder mal zuviel wird“.
Dass das alles in begeisternder Bühnenpräsenz vorgeführt wird, mit stimmlichen Leistungen von Tenor über Baritone bis zum Bass, die so manchen Mund im Publikum vor Staunen offen stehen lassen, und mit einem mitreißenden Elan, mit spannendem Lichtzauber und atmosphärisch dichten Projektionen, muss man Kennern von Viva Voce gar nicht mehr erzählen. Auch nicht, dass die Fünf gerade mit ihren atemberaubenden Blitztouren durch die Charts des Jahres 2012 oder durch die Hits der 90 Jahre mit musikalischer Brillanz, mit Hüftschwung und erfrischender Selbstironie jedes Publikum zum Rasen bringen – natürlich auch die 450 Besucher im Bürgerzentrum, das sich wieder mal als idealer Konzertsaal bewährte und das I-Tüpfelchen auf ein rundum gelungenes Konzert setzte, bei dem zum Schluss noch einmal Butterfly zusammen mit Viva Voce das Kirchentagslied der A-Cappella-Band „Du bist da“ intonierte.
Zahlen und Fakten: Viva Voce
1998 schlossen sich vier ehemalige Windsbacher Sängerknaben zu Viva Voce zusammen und traten nun als A-Cappella-Band auf den Spuren der Comedian Harmonists auf. Thomas Lutze verließ im Lauf der Jahre die Band, Bastian Hupfer und David Lugert blieben im Team, 2001 kam Jörg Schwarzmann dazu, 2004 Heiko Benjes und 2009 ersetzte Mateusz Phouthavong das Gründungsmitglied Thomas Schimm, der heute im Mangament der Gruppe arbeitet. „Viva Voce“ ist längst eine vollprofessionelle A-Cappella-Band, tritt jährlich in rund 150 Konzerten auf und hat mit ihrem „Vox-Pop“ einen eigenen und unverwechselbaren Musikstil entwickelt. Inzwischen liegen acht CDs vor, wobei die letzte – „Commando a cappella“ – viel aktueller, auch viel gesellschaftskritischer klingt als die Vorgänger. „Viva Voce“ sei erwachsen geworden, urteilten Kritiker – die einen mit Bedauern, die anderen mit Hochachtung und Begeisterung. Zu den 150 Konzerten pro Jahr kommen noch fünf bis sechs Workshops mit Chören, die von Viva Voce etwas für die eigenen Auftritte lernen wollen.
von Heinz Linduschka, 28.01.2013